♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

Freitag, 30. April 2010

MIXTAPE VOL.2

Und nun folgt auch schon der zweite Streich meiner neuen Kategorie. Wieder einmal stelle ich hier eine kunterbunte Liste mit topaktuellen Songs, dem heißen Scheiß von morgen und alten Perlen zum neu- und wiederentdecken. Have fun!^^


1. KELE OKEREKE - "TENDERONI" (2010)
Bloc Party haben sich nach 3 Alben für das Jahr 2010 eine Auszeit genommen - doch man muß nicht ganz auf sie verzichten: Sänger Kele Okereke nutzt die Gunst der Stunde, sein Solo-Debüt-Album "The Boxer" vorzulegen, das am 21. Juni erscheint. Eine Woche zuvor kommt die erste Single "Tenderoni" auf den Markt, die bereits auf seiner Myspace-Seite (sowie auch bei Youtube) zu hören ist. Nachdem er mit Bloc Party bereits mehrfach mit Elektro- und Dance-Einflüssen experimentierte, zeigt "Tenderoni" die logische Weiterentwicklung: Ein extrem catchy mitreißender Elektro-Rock-Kracher, der sich sofort in die Hirnwindungen fräst! Großartig!


2. PIN ME DOWN - "TREASURE HUNTER" (2010)
Auch in anderer Hinsicht haben Bloc Party-Liebhaber Grund sich zu freuen - denn jetzt ist auch das Debütalbum des Nebenprojekts ihres Gitarristen Russel Lissack zu haben. Gemeinsam mit der Sängerin und Gitarristin Milena Mepris gründete er bereits im vergangenen Jahr die Band Pin Me Down, die mit der ersten Single "Cryptic", die über das visionäre Kintsuné-Label veröffentlicht wurde, schon einige Bekanntheit erlangte. Nun erscheint neben dem Album ihre bereits 5. Single "Treasure Hunter" - ein von typischen Bloc Party-Riffs, tanzbarer Elektronik und ohrwurmiger Melodie beseelter kleiner Indie-Hit, der keine schlechten Hitchancen vorweisen kann.


3. GORILLAZ - "SUPERFAST JELLYFISH" (2010)
Nach der famosen ersten Single "Stylo", erscheint nun die 2. Single aus ihrem neuen Album "Plastic Beach": Der catchy melodische und sonnenscheinige Ohrwurm "Superfast Jellyfish", den sie gemeinsam mit Gruff Rhys (Super Fury Animals) und dem Rapper De La Soul bestreiten, der bereits auf ihrem 2005er Sommerhit "Feel Good Inc." die Raps besorgte. Und dieser neue Ohrwurm taugt mindestens ebenso zum Sommerhit. Zudem hat die Single noch ein extrem lustiges Cover zu bieten, wie man
hier sehen kann.


4. ASH - "TRUE LOVE 1980" (2009)
Die irische Band hat sich nach ihrem letzten Album dazu entschieden, nur noch Singles zu veröffentlichen - und zwar im großen Stil: In ihrer derzeit laufenden "A-Z Series" veröffentlichen sie zu jedem Buchstaben des Alphabets eine Single, die im Abstand von je 2 Wochen als Download und limitierte 7" Vinyl erscheinen. Den Anfang machte (zum Buchstaben A) das famose "True Love 1980" im Oktiober 2009. Ein wunderbar 80s-verliebter Ohrwurm mit Schmachtgarantie! Die Serie läuft noch bis September 2010 - doch jetzt schon ist die Compilation "A-Z Vol.1" zu haben, die die erste Hälfte der 26 Singles, sowie 5 Bonus-Songs enthält.


5. ROBYN - "FEMBOT" (2010)
Auch die schwedische Sängerin Robyn geht für ihre neue Veröffentlichung ungewohnte Wege. Anstelle eines neuen Albums will die Dame in diesem Jahr 3 EP's veröffentlichen. Der erste Song daraus erblickt jetzt das Tageslicht: Der stylishe und ohrwurmig Elektro-Pop-Hit "Fembots". Man darf äußerst gespannt sein, was man in diesem Jahr noch alles von ihr hören wird. To be continued...




6. ELLIE GOULDING - "GUNS AND HORSES" (2010)
Diese junge Dame aus England ist mit Sicherheit DIE Sängerin der Stunde. Sie landete auf der renomierten BBC-Liste "Sound Of 2010" ganz oben und sackte schon vor dem Erscheinen ihres Debütalbums "Lights" den Critics Choice Award bei den Brit-Awards ein. Zurecht, hört man dieses famose Album, das dem Genre Folktronica zum Durchbruch verhelfen wird. Die neue Single steht bereits in den Startlöchern: Die wunderbare Pop-Perle "Guns And Horses", die das Album zudem eröffnet. Ellie Goulding - diesen Namen sollte man sich merken....sehr bald wird man nicht mehr um ihn herum kommen können.


7. DANGERMOUSE & SPARKLEHORSE ft. Vic Chestnutt - "GRIM AUGURY" (2009)
Das großartige Album "Dark Night Of The Soul" ist ein gemeinsames Projekt von Danger Mouse und der Band Sparklehorse, die hier die Creme de la Creme des Indie auf einem Album zusammen trommelten. Doch man könnte fast glauben, das ein böses Omen auf diesem Album liegt: Nicht nur, das das Album nie offiziell erschienen ist, weil sich das Label EMI (als einer der letzten großen Spielverderber der Musikszene) nicht im Stande sieht, diese Perle von einem Album auf den Markt zu bringen. Innerhalb weniger Wochen haben nun gar 2 daran beteiligte Musiker Selbstmord begangen, die auf dem großartigen Song "Grim Augury" sogar gemeinsam zu hören sind: Vic Chestnutt tötete sich am 25. Dezember 2009 mit einer Überdosis Medikamenten. Und Mark Linkous, Kopf der Band Sparklehorse, schoss sich am 6. März 2010 ins Herz. 2 großartige Musiker sind durch den Freitod von uns gegangen - und sind in diesem Stück miteinander vereint. Mögen sie in Frieden ruhen.


8. CHRISTINA AGUILERA - "NOT MYSELF TONIGHT" (2010)
Ein paar Jahre war es nun still um Christina Aguilera - und der Hunger auf neues Material der Dame wuchs stetig. Nun darf sich endlich die Vorfreude einstellen: Am 8. Juni erscheint ihr 4. Album "Bionic" - und als Appetithappen gibt es bereits nun die erste Single "Not Myself Tonight": Ein unverschämt catchy mitreißender Dance-Pop-Ohrwurm, der sich vortrefflich den aktuellen Trend zu Eigen macht, ohne offensichtlich auf der neuen Welle mitschwimmen zu wollen. Die Qualität des gesamten Albums bleibt zwar abzuwarten, aber anhand dieses Hits läßt sich bereits feststellen, das sie so gut ist wie bereits seit "Stripped" nicht mehr. Die Spannung steigt.


9. HOT HOT HEAT - "21@12" (2010)
Die kanadische Indie-Rock-Band konnte zuletzt mit ihrem 2007 mit ihrem vierten Album "Happiness Ltd." für Begeisterung sorgen - nun steht ihr 5. Album "Future Breeds" in den Startlöchern. Die erste Single daraus, der äußerst stimmungsvolle Ohrwurm "21@12" (gesprochen: "21 At Midnight"), gibt es nun als kostenlosen Download auf der offiziellen Band-Website. Und nun heißt es: Zugreifen solange der Vorrat reicht - und ordentlich gespannt sein, was die Jungs auf ihrem neuen Album zu bieten haben werden.


10. THE FLAMING LIPS - "SPEAK TO ME/BREATHE" (2009)
Was als Scherz begann, wurde schnell ernst: Gemeinsam mit Stardeath, White Dwarfs, Henry Rollins und Peaches coverten The Flaming Lips 2009 das komplette Pink Floyd-Meisterwerk "Dark Side Of The Moon". Sehr zu empfehlen ist etwa der Opener "Speak To Me/Breathe" - sowie eigentlich auch das gesamte Album.

Mittwoch, 28. April 2010

Besprochen: ASH - "A-Z VOL.1"

Die Fortsetzung der neuen Plattenveröffentlichungspolitik, oder der Anfang vom Ende der Kunstform Album? Ash steigen auf Singles um!

Mit dem Erscheinen ihre 6. Albums "Twilight Of The Innocents" im Jahr 2007, gab die irische Band Ash bekannt, dies sei "their final album". Nach einigen Streitereien mit ihrem Label um selbiges Album, das die Band zum ersten mal mit langer Mühe komplett selber produziert hatte, entschieden sie sich, die Kunstform Album zu boykottieren. Sie trennten sich von ihrem alten Label und gründeten kurzerhand ihr eigenes: Atomic Heart Records! Und nun entwarfen sie einen Schlachtplan, um gegen das gute alte "Album" in den Krieg zu ziehen: Die "A-Z Series"! Dieses Konzept funktioniert so einfach wie genial, und ist so noch nicht da gewesen: Zu jedem Buchstaben des Alphabets veröffentlicht die Band je eine von insgesamt 26 Singles, die im Abstand von 2 Wochen jeweils als Download und als limitierte 7" Vinyl erscheinen. Den ersten Vorgeschmack gab im Mai 2009 das als kostenloser Download veröffentlichte "Return Of White Rabbit" - ein von flirrenden Snythezisern unterlegter, mitreißend ohrwurmiger Synth-Rock-Kracher! Dieser Apetizer machte bereits gewaltigen Hunger auf mehr. Der offizielle Startschuß der Serie folgte dann im Oktober 2009. Auf der nun vorliegenden Compilation gibt es den ersten von insgesamt 2 Teilen der Serie, der die Singles von "A" bis "M" enthält, sowie den kostenlosen Vorab-Release, als auch 4 weitere B-Seiten. Diese Art und Weise ihre Musik an den Mann zu bringen, scheint ihnen gut zu tun. So können viele der hier vereinten Singles mit einer hervorragenden Qualität begeistern. Mit dem offiziellen Start der Serie, also dem Buchstaben A, gab's gleich einen Kracher: Der famos 80s-informierte Indie-Synthpop-Ohrwurm "True Love 1980". Welche, um es noch komplizierter zu machen, die erste von bislang 4 Radio-Singles ist. Und so fliegen einem hier die Perlen förmlich um die Ohren: "Arcadia" gelingt als hymnischer Dance-Rock-Ohrwurm, "Traces" kommt wunderbar traumverloren und unterschwellig melancholisch daher getänzelt, "The Disciples" kombiniert geschickt 90er-Grunge-Rock-Riffs mit stellenweise Beach-Boy-artigem Harmoniegesang (und demonstriert ungewollt, wie großartig Placebo auf Antidepressiva klingen könnten), "Space Shot" mutiert zum großartig schrägen Elktro-Pop-Hit mit unwiderstehlich catchy Refrain, das fantastische "Neon" klingt wie Coldplay mit Eiern, "Song Of Your Desire" verzückt als psychedelisch warme Ballade und "War With Me" beschließt als ohrwurmige Pop-Kostbarkeit für den Buchstaben "M" die erste Hälfte der "A-Z Series". Hier klingt tatsächlich fast jeder Song wie eine Single - und erstaunlicherweise funktionieren sie in der Summe dennoch wunderbar als eben das, was die Band doch eigentlich zu boykottieren gedachte: Als Album! Man darf sehr gespannt sein, was auf dem 2. Teil alles famoses auf uns warten mag. Die Serie findet voraussichtlich am 27. September 2010 mit der "Z"-Single seinen Abschluss. Doch die erste Hälfte wird uns die Watezeit mehr als versüßen.

To be continued...

* * * * *

Montag, 26. April 2010

MIXTAPE Vol. 1

Eine neue Kategorie in meinem Blog: MIXTAPE! Hier trage ich (hoffentlich) in aller Regelmäßigkeit einige Songs zusammen - manche sind alt, manche neu. In nutze es als eine Art offenes Forum für mich, aktuelle Song-Tips an die Welt da draußen zu schicken. Egal ob brandneue, potentielle Hits, der eventuell heiße Scheiß von morgen, wiederentdeckte Klassiker oder neu gefundene Perlen von gestern. All das kommt auf mein Mixtape. Viel Spaß dabei. :-)



1. BLUR - "FOOL'S DAY" (2010)
Den Ehrenplatz des Openers meines ersten Mixtapes könnte fast nichts besseres einnehmen, als ein brandneuer Song von der großartigen Band Blur. Seit nun 7 Jahren (2003 erschien das letzte Album "Think Tank") gab es nicht neues von der Band zu hören, Gitarrist Graham Coxon war zwischenzeitlich ebenfalls ausgestiegen. Die Reunion von Blur ist nun keine Neuigkeit mehr - bereits 2009 gaben sie ihre in Rekordzeit ausverkauften Comeback-Konzerte. Doch neues gab es bislang nicht zu hören. Bis jetzt: Anlässlich des "Record Store Day", einer Initiative zur Erhaltung unabhängiger Musikhändler, veröffentlichten sie nun die großartige neue Single "Fool's Day" nicht nur als limitierte Seven-Inch, sondern nun auch als Gratis-Download. Bleibt nur zu hoffen, das es noch ein Album geben wird - die famose Single macht verdammt Hunger auf mehr.

2. HURTS - "WONDERFUL LIFE" (2010)
Von einem DER Comebacks, springen wir sogleich zu vielleicht DEN Newcomern der Saison. Das Elektropop-Duo Hurts aus England hatte noch keine Platte veröffentlicht und spielten gerade ihre ersten Konzerte, als sie schon auf die renommierte BBC-Liste "Sound of 2010" mit ganz weit oben landeten. Zurecht, hört man ihre erste Single "Wonderful Life" - grandios bedienen sie sich hier der Stärken von Duran Duran, Ultravox oder Tears For Fears und gewinnen daraus einen absolut makellosen Über-Hit. Es verwundert nur, warum dieser Song noch keiner wurde - doch das wird sich sicherlich bald ändern. Denn sie sind auf dem besten Wege, die Pet Shop Boys des 21. Jahrhunderts zu werden. Und wir erinnern uns: Von "West + Girls" wollte seinerzeit zuerst auch keiner etwas wissen.

3. UFFIE feat. Pharrell Williams - "ADD SUV" (2010)
Bereits seit 4 Jahren macht die amerikanische Elektro-HipPop-Künstlerin Uffie uns mit allerlei famosen Singles, EP's, Compilation-Beiträgen oder Features Appetit auf ein Debütalbum. Bis er sich allmählich zu einem quälenden Hunger auswuchs. Doch bald wird er endlich gestillt werden: In Kürze soll auf ihrem Label Ed Banger das lang ersehnte Debüt "Sex Dreams And Denim Jeans" der 22jährigen Dame erscheinen. Die 2. offizielle Single daraus ist ein gewohnter Kracher in ungewohntem, aber famosem Style. Auf "ADD SUV", das sie gemeinsam mit Pharrell Williams (The Neptunes, N.E.R.D.) bestreitet, tauscht sie ihren frechen Oldschool-HipHop gegen einen Elektro-Dance-Pop-Kracher der sogar Lady Gaga oder Madonna Konkurrenz macht - produziert wurde er schon mal von Mirwais, der ja bekanntlich schon Madonna mit "Music" zu Sieg führte. Wir können gespannt auf das Album sein.

4. FENECH SOLER - "STOP & STARE" (2010)
Die 3 nicht mal 20 Jahre jungen Männer der britischen Band Fenech Soler, zählen wieder zur Kategorie Newcomer 2010. Konnten sie die Indie-Crowd mit bisher 2 famosen Singles ("Lies", "The Cult Of Romance") füttern, soll das Debütalbum vorraussichtlich im Sommer erscheinen. Doch neuen Stoff gibt es schon jetzt in Form des famosen Elektro-Indie-Pop-Krachers "Stop & Stare", das auf dem Label Kitsuné auf der Compilation "Kitsuné Maison 9" soeben erschienen ist. Wieder ein Newcomer, den man im Auge behalten sollte.

5. HOT CHIP - "I FEEL BETTER" (2010)
Gibt es noch lobende Worte zu Hot Chip zu sagen? Wurde nicht bereits alles gesagt? Erstaunlich wie dieser Haufen Nerds aus England es mit den Jahren geschafft hat, eine famose Platte nach der anderen zu machen, sich regelmäßig ihren Stammplatz in den Bestenlisten zu ergattern und immer relevant zu bleiben. Auf dem neuen Album gibt es nun sogar ihren wohl bislang gnadenlosesten Ohrwurm - und den gibts nun als Single: Der großartige Dance-Pop-Kracher "I Feel Better", der wieder einmal zeigt, was an den 90ern so toll gewesen ist.

6. TWO DOOR CINEMA CLUB - "SOMETHING GOOD CAN WORK" (2009)
Dieser Song ist zwar schon vom vergangenen Jahr, aber das hat uns in Deutschland ja noch nie interessiert. So dauerte es Monate ehe die Öffentlichkeit seinerzeit etwa "Wire To Wire" von Razorlight, "Ayo Technology" von Milow oder "Heavy Cross" von Gossip zu Überhits machten - im Fall des grandiosen "Seven Nation Army" von The White Stripes dauerte es sogar geschlagene 5 Jahre! Also: es besteht Hoffnung das dieser kleine, aber feine Indie-Pop-Überhit der Newcomer Two Door Cinema Club, wieder ein famoses Act aus dem Hause Kitsuné, auch hierzulande noch so richtig einschlägt. Verdient hätte er es allemal.

7. M.I.A. - "BORN FREE" (2010)
Schon bei ihren bisherigen 2 Alben präsentierte sich M.I.A. als radikale und politisch engagierte Künstlerin. Das kommt auch auf ihrer neuen Single " Born Free" zu Ausdruck. Musikalisch ist es ein radikaler und grandios radiofeindlicher Elektro-Rock-HipHop-Bastard, den The Prodigy sicherlich gerne geschrieben hätten. Das politische Statement geht eher aus dem schockierenden, knapp 10-minütigen Video hervor - in dem gezeigt wird, wie die US-Army rothaarige Männer festnimmt, in die Wüste verschleppt, dort von den Soldaten gejagt und von Mienen zerfetzt werden. Welche genaue Absicht hinter dem Video steckt ist noch nicht bekannt: Ein Statement der Künstlerin steht noch aus.

8. KELIS - "ACAPELLA" (2010)
Die Zeit von Kelis schien schon fast vorüber: Nachdem sie 2003 mit dem Hit "Trick Me" und dem Album "Tasty" riesige Erfolge einfuhr, blieb der Nachfolger "Kelis Was Here" (2006) hinter Erwartungen und Erfolg zurück. Seitdem war es still geworden um Kelis - nur famose Features in den vergangenen Monaten (Basement Jaxx, Crookers) ließen die Hoffnung keimen, das da doch nochmal was tolles kommen könnte. Und prompt ist schon die erste und mehr als famose Single zum kommenden Album "Flesh Tone" am Start: "Acapella" reiht sich perfekt in den neuen Trendwandel ein und liefert einen von David Guetta produzierten Elektro-Pop-Kracher ab, der sicherlich von Erfolg gekrönt wird.

9. AVI BUFFALO - "WHAT'S IN IT FOR?" (2010)
Eine Schülerband aus dem sonnigen Long Beach/Kalifornien, 4 Grünschnäbel, die ihren Anfang darin nahmen, das der Bandleader Avi Zahner-Isenberg von seinen Eltern einst keinen Game Boy geschenkt bekam - und dann eben entschied, Gitarre spielen zu lernen. Was will man da schon erwarten? Doch weit gefehlt: Denn wer gleich mit seiner ersten Single einen so melodieverliebten und wunderbaren 60s-Pop-Klassiker nachreicht, auf den seinerzeit selbst die Beach Boys neidisch gewesen wären, den muß man einfach lieb haben.

10. FOALS - "SPANISH SAHARA" (2010)
Als uns 2008 das Debüt "Antidotes" von Foals erreichte, war das Geschrei groß - ein perfekter Hype, der die famose Musik der jungen Männer zurecht hoch umjubelte. Auf der nun ersten Single zum neuen Album, begegnet die Band den hohen Erwartungen mit einem Meisterstreich: "Spanish Sahara" ist ein sich langsam aufbauender, knapp 7-minütiger Art-Pop-Epos, mit schier überirdischer Gravität. Und was sie auf diesem Song schon so grandios machten, machen sie auch auf dem dazugehörigen Album goldrichtig.


Sonntag, 25. April 2010

Ausgegraben: RUFUS WAINWRIGHT - "WANT ONE" & WANT TWO"

Wem bei Rufus Wainwright's neuem Album der Spaß und die bunt schillernden Kompositionen zu kurz kommen, dem sei noch einmal nachdrücklich sein 2-teiliger "Want"-Epos ans Herz gelegt. Denn hiermit schuf er nichts geringeres, als die Höhepunkte seines bisherigen künstlerischen Schaffens!


"WANT ONE" (2003)
Auf dem ersten Teil des "Want"-Epos zog Rufus Wainwright kreativ alle Register - und schuf eine schillernde, bunte und mitreißende Pop-Oper, die seinesgleichen suchte!

Das dritte Studioalbum des jungen Singer/Songwriters sollte fast einer musikalischen Zeitreise gleich kommen. So bedient sich der der Herr hier verschiedenster Einflüsse, die er geschickt, voller Leidenschaft und dem gewissen Zauber zu einer schillernden Pop-Oper vereint. Auf fast jedem Song dieses Gesamtkunstwerkes eröffnen sich völlig neue Eindrücke, die diese Platte zu einem wahren Erlebnis für die Sinne machen. So hält gleich der Opener "Oh What A World" einen kabaretistischen Einstand, der in Nuancen an das erinnert, was die Fleet Foxes heute machen. "I Don't Know What It Is" ist auch heute noch derselbe unsterbliche Pop-Song, der er schon vor 7 Jahren war. Das erst ruhig und balladig beginnende "Go Or Go Ahead" entwickelt sich in seinem Verlauf in eine Art-Rock-Hymne, die gar an Radiohead gemahnt. Mit "Movies For Myself" wagt er sich gar in die Gefielde des Folk-Rock, "14th Street" liefet eine Extraportion Lebensfreude und Ausgelassenheit, und "Beautiful Child" begeistert als mit Chören, tribalen Beats und Bläsern untermalte Hymne. Ein barrockes, grandios pompöses und thetralisches Pop-Meisterwerk, das seinesgleichen suchte - und 2 Jahre später finden sollte...to be continued!

* * * * *

"WANT TWO" (2005)
The Story Continues: Mit der 2. Hälfte des "Want"-Epos knüpft er nahtlos an den famosen Vorgänger an.

Schon die Platten-Cover des fulminanten 2-Teilers, die das barrocke Grundkonzept und die Zusammengehörigkeit der beiden Werke grandios unterstreichen, sind allein fast ihr Geld wert: Präsentiert er sich auf dem ersten Teil als edler Ritter, mit Rüstung und Schwert, so zeigt er sich auf der 2. Hälfte als mittelalterliche Burgdame. Diese stilvolle Travestie-Einlage könnte man auch als Zeichen für seinen offeneren Umgang mit seiner eigenen Homosexualität innerhalb seines künstlerischen Schaffens deuten. So ist dies auch mehr als deutlich in den Songs zu hören. Etwa im erhaben wunderbaren "The Art Teacher" beschreibt er einen Schüler, der unsterblich in seinen Kunstlehrer verliebt ist. Und ebenso deutlich manifestiert sich die Thematik in der wunderbaren Singer/Songwriter-Perle "Gay Messiah", dessen Bezug ja überdeutlich im Titel abzulesen ist. Doch auch fern jeder Thematik, ist dies hier auch rein musikalisch wieder ein Hochgenuss, der keine Stile auslässt, um sich in voller Pracht zu entfalten. So beginnt das Album mit dem melodramatischen, von anschwellendem Orchester intonierte "Agnus Dei", das Erinnerungen an Hollywood-Klassiker wachruft. Wir begegnen hier "The One You Love", einem perfekten Pop-Song mit Ohrwurmqualitäten, der in Puncto Qualität quasi parallel zu "I Don't Know What It Is" des Vorgängers steht. "Little Sister" kommt im feierlich barrocken Gewand daher getänzelt, "Wating For A Dream" gelingt als schwelgerische Pop-Perle und "Old Whores Diet" interpretiert er wunderbar im Duett mit Antony Hegarty und mit seiner Schwester Martha Wainwright im Background. Auch der 2. Teil entpuppt sich als wahrhafte Meisterleistung und bildet gemeinsam mit "Want One" den bisherigen Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens.

* * * * *

Besprochen: AVI BUFFALO - "AVI BUFFALO"

Der Frühling ist da - und eine junge Band aus dem sonnigen Kalifornien liefert dazu den nicht minder sonnigen Soundtrack.

Das dieses Debütalbum der Schülerband Avi Buffalo entstanden ist, haben wir vielleicht dem Geiz der Eltern des Bandleaders Avi Zahner-Isenberg zu verdanken. Weil sie ihm in seiner Kindheit seinen heiß ersehnten Game Boy verwehrten, entschied er sich Gitarre spielen zu lernen. Unzählige Probestunden folgten, ehe der Schüler auf seine baldigen Bandmitglieder stieß: mit Rebecca Coleman, Arin Fazio und Sheridan Riley wurden sie zu Avi Buffalo! Und was diese 4 Grünschnäbel auf ihrem Debütlabum so alles anstellen, läßt schon nicht schlecht staunen. Nach dessen Genuß, wird es wohl kaum jemanden überraschen, das es mitten im sonnigen Long Beach/Kalifornien entstanden ist. Im Saft ihrer Jugend strotzen sie hier förmlich vor himmelsstürmenden Melodien und butterzarten Harmonien. Etwa die erste Single "What's In It For" ist ein solch flockig-harmonischer und schier perfekter Ohrwurm, auf den die Beach Boys mit Sicherheit neidisch wären. "Coaxed" ist eine geschmeidig warme, folkloristisch ausgemalte und von luftig bedrogten Chören verzierte Hippip-Perle, die zum bedingungslosen Tagträumen verführt. Im wundervoll hingetupften "Five Little Sluts" werden entfernte Erinnerungen an The Shins wach, in "Jessica" destillieren sie das Beste aus typischen 70s-Balladen zu einem würdevollen Klein-Epos und auf "One Last" spielen sie gar mit Country-Elementen. Sicherlich wurde hier das Rad nicht neu erfunden - aber so charmant, handwerklich überzeugend und leidenschaftlich klauen sich nur sehr wenige durch die Musikgeschichte.


* * * *1/2

Besprochen: RUFUS WAINWRIGHT - "ALL DAYS ARE NIGHTS: SONGS FOR LULU"

Wo beim kreativsten Kopf des Queer-Pop einst theatralischer Pomp war, steht jetzt nur noch ein Klavier - und präsentiert ihn auf seinem 6. Album so reduziert wie nie!

Beim ersten hören des nunmehr sechsten Albums des kanadisch-amerikanischen Singer/Songwriters Rufus Wainwright, darf man durchaus einigermaßen überrascht sein, ob der spärlichen Arrangements der hier versammelten 12 Stücke. Auf seinen vorangegangenen Werken präsentierte sich der Sohn des Folkmusikers Loudon Wainwright III als schillernder Held des Tuntenbarock. Vor dem inneren Auge sah man festliche, strahlende Ballsäle und pompöse Feste - vor allem auf seinem 2-teiligen Meisterwerk "Want One" (2003) und "Want Two" (2005) steigerte er dies zur Perfektion. Doch beim Genuss von "All Days Are Nights: Songs For Lulu" sieht man nur einen leeren Raum mit einem Klavier und Rufus Wainwright's Stimme. All der Bombast ist fort, nichts da, was die Songs zukleistert. Das Augenmerk liegt hier allein auf den bis auf die Knochen entkernten Songs, dem Gesang und den Emotionen. Doch auch hier muß man nicht auf das dramatische Facettenreichtum verzichten, das Rufus hier allein mit seiner Stimme besorgt. So geht er mal tieftraurig und getragen melancholisch zu Werke ("So Sad With What I Have"), arbeitet herzzerreißend schön den Tod seiner Mutter auf ("Martha"), vertont mal melancholisch, mal traumverloren und mal üppig Sonette Shakespeare's ("Sonnet 10", "Sonnet 20", "Sonnet 43"), oder präsentiert sich verspielt und sanft theatralisch ("Who Are You New York"). Für das ungeübte Ohr kann sich hier allerdings auch leicht ein gewisser Gleichklang einstellen. Die Songs der Platte bieten überwiegend Balladen, die einzigen Instrumente sind ein Klavier und Wanwright's Stimme. Doch sollte man sein Urteil nicht zu leichtfertig fällen. Erst in den ruhigen, nachdenklichen und melancholischen Momenten kann sich die Magie, die diese Stücke ausstrahlen können, frei entfalten. So wird einem dieses Album vor allem in diesen Stunde des Lebens ein steter und willkommener Begleiter sein.

* * * *

Samstag, 24. April 2010

Besprochen: FLYING LOTUS - "COSMOGRAMMA"

Die neue Elektronik-Welle rollt immer weiter - und spült dabei ein Meisterwerk von überirdischer Gravität wie dieses an die Oberfläche.

Der 26 Jahre junge Multi-Genre-Künstler und Produzent Steven Elisson alias Flying Lotus mischt bereits seit 2006 in der Electro/Experimental-Szene mit, und konnte mit seinem 2. Album "Los Angeles" gar etwas größere Beachtung finden. Die breite Masse hat seine Musik noch nicht kennengelernt - woran auch das neue und nunmehr 3. Album des Kaliforniers nicht viel ändern wird. Und das ist auch gut so! Denn hier begibt er sich auf eine Reise durch einen verworrenen, experimentellen, aber zu jeder Zeit faszinierenden Klangkosmos. Töricht wäre jener, der hier nach Songstrukturen oder Konventionen suchen würde - hier werden Grenzen nicht nur ausgelotet, sie werden überrannt. Das Cover-Artwork trifft den Kern der Sache erstaunlich gut. Wie Planeten und Monde umkreisen die unterschiedlichsten Elemente dieses Album, angezogen von seiner mächtigen, unsichtbaren Gravitation, die all das zu einem wunderschönen ganzen zusammenhält. Sie scheinen umeinander zu kreisen, sich gegenseitig anzuziehen, zu beeinflussen und in ihrer Bahn zu halten, sie kollidieren und verschmelzen miteinander und bilden gemeinsam eine neue Einheit. Flying Lotus ist keine Freund gerader Strukturen - hier zelebriert er das entstellte Chaos und findet die Schönheit in der Abstraktion. So konstruiert er hier einen progeressiven Sound aus exeperimenteller Electronica, Space-Jazz, Funk-Elementen, Streichern, Harfen, Samples, Sounds und Chören - und haucht all dem ein solches Leben ein, das sich alles zu einem logischen, natürlichen und komplex strukturierten ganzen zusammenfügt. Auch wenn hier die Liason mit Radiohead-Sänger Thom Yorke auf dem fulminanten "And The World Laughs With You" besonders hervorzuheben ist, darf man nicht die einzelnen Komponenten beurteilen - das Album funktioniert vor allem als geschlossenes System. Es bewegt und verändert sich, scheint stets neue Formen anzunehmen. Ähnliche Gesetze wie bei dem riesigen Kosmos, muß man auch auf diese Platte anwenden: Mit dem Verstand kann man es nicht erfassen! Und so bleibt einem hier nicht viel mehr übrig, als Ehrfurcht vor einem Meisterstück!

Newcomer-Special: HURTS

Bei dem britischen Duo handelt es sich vielleicht um DIE Newcomer des bisherigen Jahres - und sind auf dem besten Weg die Pet Shop Boys des 21. Jahrhunderts zu werden.

Dieses britische Newcomer-Duo hat schon so einige Vorschußlorbeeren abbekommen: Sie hatten noch nichts veröffentlicht und spielten grade ihre ersten Konzerte, doch schon landeten sie auf der BBC-Liste "Sound Of 2010" mit ganz weit oben. Die bisherigen Veröffentlichungen von Theo Hutchcraft und Adam Anderson sind zwar auch nur mit etwas Mühe zu ergattern, aber dies wird sich anhand ihrer enormen Qualität sicherlich bald ändern.
Was man hier zu hören bekommt, sind eine gute Hand voll grandioser Synth-Pop-Großtaten, die nicht für den Club bestimmt sind. Sie bauen sich langsam auf und münden stets in mitreissenden Refrains. Sie klingen zugleich nach den Pet Shop Boys, Ultravox, Duran Duran und Tears For Fears, ohne dabei allerdings in die Retrofalle zu tappen. Man nehme die erste Single "Wonderful Life" - eine sensationelle Synth-Pop-Hymne, die man ewig zu kennen glaubt...und die schon jetzt einen Ehrenplatz unter den Songs des Jahres 2010 sicher hat. Doch die "Wonderful Life EP" hat noch mehr famose Songs zu bieten. "Blood, Tears + Gold" besticht als 80's-infizierte Synthiepop-Ballade, die gleich unter die Haut geht. "Silver Lining" besticht als großartig arrangierte, einnehmende und mitreissende Hymne, in dessen Chören man die Pet Shop Boys raushören könnte, wenn man denn wollte. Und "Unspoken" schmiegt sich mit seiner wunderbaren Melodie, seiner getragenen Atmosphäre und seiner melancholisch-schönen Stimmung sofort in die Synapsen. Ein äußerst vielversprechendes Bündel fantastischer Songs. Doch schon steht auch der nächste Release ins Haus - im Mai erscheint die brandneue Single "Better Than Love". Und hier geben sie ungewohnt, aber nicht weniger als grandios Gas: Ein perfekter Dance-Synth-Pop-Ohrwurm, der absolut mitreisst. Doch wagen sie sich hier, entgegen ihres bisher deutlichen 80er-Kurses, bis in die 90er vor, von denen überdeutlich die flirrenden Synthie-Hooklines zeugen, die ih übriges tun, um diesen Song zum kommenden Überhit avancieren zu lassen.
Derzeit arbeiten die beiden jungen Männer aus Manchester im schwedischen Göteborg an ihrem Debütalbum, dessen Relase für August 2010 geplant ist.
So freuen wir uns jetzt schon auf einen Anwärter für die besten Platten des Jahres!
To be continued...


Freitag, 23. April 2010

Besprochen: FOALS - "TOTAL LIFE FOREVER"

Den hochgesteckten Erwartungen nach dem hoch dekorierten Debüt von 2008, begegnet die Band mit einem vollwertigen Meisterwerk!

Als 2008 das Debütalbum "Antidotes" der jungen Band aus Oxford erschien, wurde es von Kritikern umjubelt. Es sicherte sich seinen Platz in den Jahresbestenlisten und vermochte einige Erfolge einzufahren. Mit ihrem verspielten Indie-Math-Rock wurden sie einst allzu gerne von Musikjournalisten auf die Afro-Beat-Welle geworfen, und mindestens ebenso gerne in einem Atemzug mit Vampire Weekend genannt. Das dieser Vergleich hinkt, beweist das Zweitwerk der 5 jungen Männer mehr als eindrucksvoll. Musikalisch führt es komplett weg von den Afro Beat-Ansätzen - stattdessen hören wir verschachtelte Arrangements, kreative Soundspielereien, sowie Einflüsse von Indie, Elektro und Psychedelia, über Dub, Funk, und Prog, bis hin zu Folk-Anleihen. Und sie gehen mit einer ganz neuen Dynamik und Wandlungsfähigkeit zu Werke. Exemplarisch dafür steht schon die sensationelle erste Single "Spanish Sahara" - ein knapp 7-minütiges Art-Pop-Epos, das leise und tief melancholisch beginnt, um sich immer mehr zu steigern und in einer spacig eindringlichen Hymne zu münden, die sich weit in den Himmel schraubt. Und so zieht sich diese Erhabenheit durch das ganze Album. Der Opener "Blue Blood" etwa klingt am Anfang verdächtig schön nach den Fleet Foxes, um sich im weiteren Verlauf zu astreinem Indie-Pop zu wandeln. Der Titelsong "Total Life Forever" kommt als zurückgelehnter, famos arrangierter und geschickt getarnter Indie-Pop-Ohrwurm des Weges, während "Black Gold" vortrefflich mit Dub-Elementen spielt, und sich als getragen einnehmende Perle offenbart. Die kommende 2. Single "This Orient" ist ein warmer, melodischer und liebevoll arrangierter Ohrwurm, der auch auf dem Debütalbum eine gute Figur gemacht hätte. Oder die wunderbare, einenehmende und wunderbare Hymne "Alabaster". So kann die Band die hohen Erwartungen nach ihrem Debüt, mit ihrem Zweit- und vollwertigem Meisterwerk "Total Life Forever" spielend erfüllen - und sogar übertreffen!

* * * * *

Donnerstag, 22. April 2010

Besprochen: TWO DOOR CINEMA CLUB - "TOURIST HISTORY"

Der Indie-Rock ist tot! Doch wenn seine schönsten Seiten nochmal so erfrischend aufgekocht werden wie bei diesem Debüt, dann tanzt man gerne noch für eine Saison mit.

Schon seit längerem prophezeien Musikexperten das Ende jenen Genres, das die 00er dominierte und vor allem zur Mitte des Jahrzehnts seinen Höhepunkt erreichte - der Indie-Rock! Und tatsächlich ist derzeit eine extrem spürbare Wandlung zum Dance zu bemerken. Two Door Cinema Club, 3 junge Männer aus Irland, machen auf ihrem, beim französischen Label Kitsuné erschienenen Debüt-Album sozusagen den Spagat - und ergehen sich an feistem Indie-Rock mit Elektro-Pop-Einflüssen. Was zur Hoch-Zeit des Indie-Rock allerdings auch keine Neuheit gewesen ist, aber sich dennoch hervorragend an den aktuellen Trend anschmiegt, ohne sich offensichtlich anbiedern zu wollen. Die elektronischen Spielereien halten sich eher im Hintergrund, fungieren mehr unterstützend als dominierend. Statt dessen werden hier die bewährten Erfolgsformeln des klassischen Indie-Rock neu aufgekocht - doch wenn das jemand auf solch erfrischende, mitreißende und melodieverliebte Art und Weise macht, wie Alex Trimble, Kevin Baird und Sam Halliday auf ihrem Debüt, dann möchte man gerne noch eine weitere Saison lang mittanzen. Denn die jungen Kerle schütteln hier durchaus einige potentielle Hits aus dem Ärmel. So etwa der wunderbare, mit einem Wall-Of-Sound aus Gitarren, Bläsern, Streichen und Synthezisern mitreißende Opener "Cigarettes In The Theatre". Mit seinen catchy Gitarrenriffs und seiner popinformierten Melodie, empfiehlt sich auch das hymnisch ohrwurmige "Come Back Home" zum Hit unseres Vertauens. Mit "Something Good Can Work" haben sie einen ultimativen Floorfiller im Gepäck, der müde Tanzflächen schnell zum kochen bringen wird (und auch im The-Twelves-Remix auf der "Kitsuné Maison 9" sehr zu empfehlen ist). Das dengelnd melodische "Undercover Martyn" besorgt den überzeugenden, knackigen Hit für den kleinen Hunger und "What You Know" kommt unaufdringlich, aber mit hell strahlendem Refrain daher. Mitte der 00er erschienen, wäre diese Platte womöglich DER heiße Scheiss gewesen. Heute sorgen die 10 Songs des Debüts sicherlich nicht für massenhafte Euphorie, aber man kann sich mit dem kleinen Bündel Ohrwürmern wieder mal so fühlen, als schrieben wir noch immer das Jahr 2005!

* * * *

Besprochen: KITSUNÉ MAISON 9

Das Label Kitsuné geht mit seiner Leistungsschau in die nun 9. Runde - in gewohnt bestechender Qualität!

Im Jahr 2002 wurde das französische Elektronik-Label Kitsuné gegründet und konnte sich in nur wenigen Jahren einen großen Namen machen. Ob nun mit diversen Veröffentlichungen von Bloc Party, Hot Chip, La Roux oder Foals, oder mit ihrer eigenen Label-Leistungsschau, die mit stets enorm hoher Qualität beeindruckte. Diese Reihe geht nun in die 9. Runde und weiß ebenso von Anfang an zu überzeugen, wie schon seine Vorgänger. Immer treffen die Herrschaften aus dem Hause Kitsuné erstaunlich den Nerv der Zeit. Auch den derzeitigen musikalischen Trendwandel, vom Elektro-Rock weg und hin zum dancigeren Sound, der vor allem vom Italo-Disco der 80er und dem Eurodance der 90er beeinflusst ist, zeichnen sie hier perfekt nach. So kann man hier stellenweise auch die Übergänge der Trends hören, mit dem sie eine Art Abschiedsgruß an den scheidenden Trend Elektro-Rock zu schicken scheinen. Wenn man es will, kann man aus "Supermenz (We're Not)" von Yuksek Spuren der Vergangenheit finden. Doch der Großteil widmet sich dem aktuellen Trend, der zu softerer und melodieverliebterer Elektronik mit hohem Pop-Appeal tendiert. Solches findet man hier in Hülle und Fülle - kaum einen Song gibt es hier zu hören, der nicht zum potentiellen Über-Hit taugt. So begeistern Gamble + Burke mit dem getragenen, melodisch einnehmeden Elektro-Pop-Ohrwurm "Let's Go Together". Jamaica machen mit ihrem melodisch mitreißenden, tanzbaren Indie-Pop-Knaller "Short + Entertainig" anstalten, ihren Kollegen von Phoenix Konkurrenz zu machen. Mit "Cooler Couleur" hört man hier eine der besten Seiten der Crookers: gemeinsam mit Yelle gibt's hier einen M.I.A.-artigen, melodisch-relaxten Ohrwurm mit leichten Eurodance-Anwandlungen. Der famose Ohrwurm-Kracher "Something Good Can Work" vom Two Door Cinema Club funktioniert im The-Twelves-Remix auch im Dancepop-Rahmen vortrefflich. Fenech Soler liefern mit "Stop + Stare" einen grandios dancigen Pop-Ohrwurm der sofort ins Blut geht. Und die Newcomer Hurts sind hier mit dem grandiosen Kitsuné-Edit des Arthur-Baker-Remix ihrer grandiosen Debüt-Single "Wonderful Life" vertreten. Und man merke sich diese Worte: Schon bald werden Hurts die Pet Shop Boys des 21. Jahrhunderts, und "Wonderful Life" ein Monster-Hit! Eine großartige Zusammenstellung, die kaum Wünsche offen lässt.

* * * * *1/2

Mittwoch, 21. April 2010

Besprochen: MEAT LOAF - "HANG COOL TEDDY BEAR"

Das 11. Studioalbum des singenden Hackbratens nun auch im Schallplattenhandel ihres Vertrauens - Pomp und Pathos inklusive!

Der Backkatalog von Marvin Lee Aday alias Meat Loaf, ist eine qualitativ heikle Berg- und Talfahrt. Die einzigen wirklichen Höhepunkte in seinem bisherigen Schaffen, markieren "Bat Out Of Hell" (1977) und "Bat Out Of Hell II: Back Into Hell" (1993) - die ersten beiden Teile der monumentalen Rock'n'Roll-Trilogie, dessen Finale "Bat Out Of Hell III: The Monster Is Loose" (2006) wiederum den Tiefpunkt darstellte. Auf seinem nun 11. Studioalbum arbeitet er mit einem Produzenten zusammen, der an ähnlichen qualitativen Schwankungen krankt. So kann Rob Cavallo auf manch grandioses zurückblicken (Green Day, Hot Hot Heat, Alanis Morissette), aber ebenso auf ganz großen Scheißdreck (Paris Hilton, Avril Lavigne). Auch der Umstand das andere der hier beteiligten, bereits für Gestalten wie die Backstreet Boys, Sum 41 oder Scorpions gearbeitet haben, sowie das mitwriken der Fönwellen-Rocker Bon Jovi höchstpersönlich, stimmt einen wahrlich nicht optimistisch. Und schon der Opener des Albums läßt böses ahnen: Mit glattgebügelten Hard(-Glam)-Rock-Riffs, Saloon-artigem Piano, opulentem Orchester und einer extra Portion Pomp und Pathos, wird "Peace On Earth" zu Musical-artigem Bombast-Rock aufgeblasen. Das Grauen zieht sich durch das gesamte Album - er schmeißt hier förmlich mit veralteten Rock'n'Roll-Klischee's um sich, als wären die Schandtaten der 70er Jahre nie vergangen. Man kann die Verkrampfung förmlich hören, mit der er versucht die Glanzzeiten, die er zuletzt mit "Bat Out Of Hell II: Back Into Hell" im Jahr 1993 erlebte, zurück zu beschwören. Und bleibt dabei stets eine drittklassige Kopie seiner selbst. Hardcore-Fans und in den 70er Jahren stehen gebliebene werden womöglich schluchzen vor Freude - allen anderen sei empfohlen dringend das Weite zu suchen!

*1/2

Montag, 19. April 2010

Besprochen: CARIBOU - "SWIM"

Auf Album Nummer 5 vollführt Caribou ein wahres Kunststück aus elektronischem Psychpop - oder, wie der Künstler selber meint, flüssigem Dancefloor!

Bereits seit Anbeginn der vergangenen Dekade streut Daniel Saith seine musikalisch-künstlerischen Ergüsse unter die Menschheit - zuerst unter dem Pseudonym Manitoba, seit 2004 (als Folge eines Namensrechsstreits) dann als Caribou. Stets bewegte sich der in London geborene Wahl-Kanadier im tanzbaren Rahmen, und vermochte sogar vergleichen mit DJ Shadow oder den Chemical Brothers standzuhalten. Mit seinem nunmehr 5. Album "Swim" hat er womöglich sein Meisterwerk geschaffen. Auf den hier verewigten 9 Songs präsentiert der Künstler eine grandiose Verschmelzung aus Dancefloor, Electronica, Techno-Einflüssen, Psychedelia, Indie und vor allem Pop - doch auf eine solch berauschende Art und Weise, das es einem einen wohligen Schauer über den Körper jagt. Er arbeitet hier mit solch einer Liebe zum Detail, das es eine wahre Freude ist, mit jedem Hören neue Facetten in den wunderbar traumverlorenen und psychedelischen Songs von "Swim" auszumachen. So demonstriert er im Opener "Odessa" eine Dynamik mit hohem Popverständnis, die beinah an die Gorillaz erinnert. "Sun" kommt mit organisch wirkenden Beats, Synthie-Flächen, und psychedelisch waberndem Einfallsreichtum daher geschwebt. Auf "Kaili" verbindet er sehnsüchtigen Gesang, leicht technoide Klangströme, Bläser, Flöten und Gitarren zu einem bewusstseinserweiternden Psych-Dance-Pop-Hit. Auf "Bowls" lässt er Harfen und catchy unaufdringliche Syntheziser, auf einem tuckernd beatigen, glöckelnden und groovenden Klangteppich tanzen. Und das finale "Jamelia" offenbart sich gar als eindringlich psychedelische Dance-Pop-Perle für die Ewigkeit, auf dem er schmachtend einnehmenden Gesang mit sphärischen, sich immer weiter steigernden Synthieflächen kombiniert, das einem ganz schummrig wird. Und trotz der eh beeindruckenden Einzeltaten auf diesem neuen Werk, ist das ganze jedoch mehr als die Summe seiner Teile. Von mal zu mal, eröffnet sich die Platte einem immer mehr - bis sich einem diese wunderbaren Klanglandschaften in die Synapsen geschmiegt haben und nicht mehr hinaus wollen.

* * * * *

Samstag, 17. April 2010

Besprochen: WE HAVE BAND - "WHB"

Das Trio mit dem spinnerten Namen legt ein Debüt vor, das wir umso ernster nehmen müssen: Elektro-Indie-Pop mit Tiefgang.

Es gibt sie noch immer, die Bands die sich nicht der Marketing-Maschinerie der großen Plattenfirmen und dem Hype-System der einschlägigen Medien unterwerfen. So etwa wie das Trio We Have Band aus London, um das Ehepaar DeDe und Thomas Wegg-Prosser und Freund Darren Bancroft, die sich Ende 2007 spontan formierten. Nach einem Label stand ihnen einst nicht der Sinn - sie stellten auf Eigenregie eine Welt-Tour auf die Beine, nahmen ihr Album auf, wurden im Radio gespielt. Und so nahm der Hype, ohne das Zutun großer Majorlabels, seinen Lauf. Mittlerweile haben sich die 3 allerdings ein Label gesucht - und man will ihnen herzlichst dafür Danken, hat doch so dieses entzückende Album seinen Weg hinaus in die Welt gefunden. Schon der Opener "Piano" zeigt mit seiner tiefen Synthiehookline, dem perlendem Piano, der schwebenden Atmosphäre, oder dem falsett-artigem Backgroundchor, das es hier nicht um die Definierung eines Genres geht, sondern um die Verschmelzung von Elementen verschiedenster Herkunft, zu einer großen Gesamtästhetik. So vermag das getragene "Buffet" gar ein wenig an TV On The Radio zu erinnern, "Divisive" und "Love, What You Doing" schmiegen sich nah an New Order heran, "How To Make Friends" scheint Hot Chip mit The XX versöhnen zu wollen, "Honeytrap" gefällt als catchy und funky Elktro-Indie-Rock-Ohrwurm, "Hear It In The Cans" ist hörbar dem Disco verpflichtet, "Centerfolds + Empty Screens" erinnert an White Lies und das abschließende "Hero Knows" empfiehlt sich als Pop-Perle mit langem Haltbarkeitsdatum. Ein durchweg sympathisches und überzeugendes Debüt.

* * * *

Besprochen: KATE NASH - "MY BEST FRIEND IS YOU"

Auf Album No.2 geht Kate Nash ungezügelter den je zu Werke - und besteht dabei nach wie vor auf ihren Ruf als die etwas andere Singer/Songwriterin!

An der jungen Dame aus London werden sich sicherlich die Geister scheiden - die Eigenwilligkeit mit der sie ihrem Sprechgesang und ihrem auffälligen britischen Akzent huldigt, ist sicherlich nicht eines jeden Sache. Doch es bleibt hervorzuheben, das Kate Nash trotz ihres zarten Alters von 22 Lenzen, tatsächlich einen eigenen und eigenständigen Sound zu definieren vermag. Ihr Debütalbum "Made Of Bricks" gab bereits eine Ahnung davon, verflüchtigte sich mit der Zeit allerdings zu einem wenigstens hohen Niedlichkeitsfaktor. "My Best Friend Is You", Album No.2, verdeutlicht nun das, was man beim Vorgänger nur vermuten konnte: Die junge Dame entwickelt sich zu einer eigenständigen Künstlerin! Noch immer zaubert sie die charmant funkelnden Melodien aus dem Hut, die sich auch zu vollwertigen Ohrwürmern aufschwingen können. So entwickelt sich die Single "Do-Wah-Doo" nach mehrmaligem Hören zum veritablen Frühlings-Hit, das sonnenscheinige "Paris" lockt mit shiny Ohrwurmqualitäten, und mit "Kiss That Girl" wagt sie einen Blick auf den 60s-Soulpop Doch dem setzt Kate Nash hier auch eine rauere, wildere und ungezügeltere Note entgegen: In "I've Got A Secret" verschreibt sie sich schrammelnden Blues-Gitarren, Handclaps und elektronischen Beiwerken, in "I Just Love You More" donnert sie uns furztrockene Gitarrenriffs, Kreische und Schreie auf die Trommelfelle, und zum "Mansion Song" führt sie mit einem energisch emotionalen Spoken-Wrod-Intro ein, um sich danach mit tribalen Beats und verzerrtem Sprech-Gesang beinah in den Gefielden von M.I.A. zu vergnügen. Was man am Ende hier hat, ist ein famoses Album, das zwar ein paar Hördurchläufe benötigt um sich in voller Lebensgröße zu präsentieren, aber ihr Debüt um Längen in den Schatten stellt. Eine äußerst erfreuliche, wenn auch unerwartete Wandlung - und es ist doch immer wieder schön überrascht zu werden!

* * * *1/2

Donnerstag, 15. April 2010

Besprochen: OH NO ONO - "EGGS"

Der kunterbunte Psychedelic-Pop des zweiten Albums der Dänen, offenbart sich als Magical-Mystery-Tour 2010!

Die gut informierten Pop-Jünger dort draußen, haben schon 2006 mit dem Debütlalbum "Yes" feststellen können, das hier eine ganz durchgeknallte Rasselbande entdeckt werden will. Das Quintett aus Aalborg in Dänemark erwischte uns eiskalt mit abgedrehtem Disco-Synthie-Funk-Pop, der in seiner catchy crazyness selbst die Scissor Sistors alt aussehen ließ. Das nun vorliegende 2. Album hat von dieser crazyness nichts eingebüßt - nur erzeugen sie selbige hier mit ganz anderen Mitteln. Warf sich das Debüt noch mitten hinein in den Disco, haben sie für ihr Zweitwerk einen cleveren Zug gemacht: Nun dreht sich alles um Psychedelia, Beat und Britpop-Anleihen. Es werden Chöre, Streicher, Bläser, rückwärts laufende Gesangspuren oder klassische Elemente aufgefahren und alles in einer derartigen Eindringlichkeit und mit hinreißendem Gespür für catchy Hooklines intoniert, als spielten sie um ihr Leben. Sicherlich bedarf es mehr als eines Hördurchlaufs, um all die verschiedensten Einflüsse, Rezepturen und kleinen Details in diesen 10 Songs wahrzunehmen - mit jedem mal meint man hier immer wieder neue Facetten zu entdecken. Doch schon der erste Genuss dieser bunt schillernden und glücklichmachenden Droge, lädt ein auf einen Trip, von dem man gar nicht mehr runterkommen möchte. So läßt der famose Opener "Eleanor Speaks" in Nuancen erahnen, wie groß Oasis mit weniger ausgeprägten Egos und mehr guten Drogen hätten klingen können, und verneigt sich ebenso vor dem Genius der Fab Four. "Swim" demonstriert eine schillernd den 60s zugeneigte Psych-Pop-Perle auf Helium, inklusive gezupften Saiten, feierlichen Glocken, perlendem Klavier und zarten Streichern. "Internet Warrior" offenbart sich als zwischen flockigen Versen und psychedelisch nölendem Refrain oszillierende Pop-Perle mit 60s-Bezug, die Pop-Kostbarkeit "Icicles" erinnert mit seinen prägnanten Streicher-Sätzen an die Beatles, und mit "Helplessly Young" zeigen sie, das sie von MGMT und Empire Of The Sun eine Menge gelernt haben. Und so entwickelt sich dieses Werk von überwältigender Genialität von mal zu mal mehr zur Magical Mystery Tour 2010!

* * * * *

Dienstag, 13. April 2010

Besprochen: USHER - "RAYMOND v. RAYMOND"

Kein Raum für Überraschungen: Mit Album No.6 liefert Usher wie gewohnt stilvollen und auf Hochglanz polierten RnB von der Stange!

Seit nun 16 Jahren, 6 Alben, 5 Grammy's, 9 No.1-Hits, über 45 Mio. verkauften Tonträgern und diversen Filmen, präsentiert sich Usher Raymond IV als König der US-RnB-Szene. Seine Platten verkaufen sich (vor allem jenseits des großen Teichs) wie geschnitten Brot, Gesicht und Körper sind makellos, Lächeln und Weste blütenweiß. Er lebt denselben Perfektionismus bis ins Detail, dem sich auch Beyoncé verschrieben hat. Ecken und Kanten sucht man vergebens - wie in Marmor gemeisselte Abbilder von Halbgöttern! Und ebenso langweilig wie sie selbst, ist auch ihre Musik. Nicht das wir uns falsch verstehen: Nichts auf dem 6. Album von Usher sägt an den Nerven, nichts wirkt peinlich, übertrieben oder unerträglich. Hier regiert ausschließlich gähnende Langeweile. Usher meint es nicht böse, man hört deutlich wie er sich voll Soul, Hingabe und Gefühl mit ganzem Stimmumfang in diese 15 Songs schmeißt. Auch Produktion und Arrangements sind handwerklich perfekt umgesetzt, alles klingt stimmig und rund. Hier krankt es, wie man bereits von Usher gewohnt ist, an den Songs! Die Platte rutscht in einem Guss an einem vorüber und kaum ein Song sticht hier hervor, der einem ein bisschen länger im Fell hängen bliebe. Die einzige wirkliche Ausnahme stellt das gemeinsam mit Will.i.Am dargebotene und im zeitgemäß dancigen Gewand präsentierte "OMG" dar. Der Rest ist zwischen schmachtenden Balladen, unaufdringlichen Mid- und vorhersehbaren Up-Tempo-Songs pendelnder RnB von der Stange - der im Grunde nicht der Rede wert ist!

* *

Montag, 12. April 2010

Besprochen: KID CUDI - "MAN ON THE MOON: THE END OF DAYS"

Kid Cudi's Debütalbum folgt einem Konzept, das den jungen Künstler mit Hilfe seiner Träume, Wünsche, Ängste und Freuden in fünf Akten beschreibt - und dem zeitgenössischen HipHop zeigt wo der Hammer hängt.

Spätestens seit 2005 zählt Kanye West zu den wenigen der US-HipHop-Szene, die das Genre mit Vielseitigkeit und Kreativität befruchten und für angenehme Überraschungen und stilistische Ausbrüche im eng gesteckten Kosmos des zeitgenössischen HipHop sorgen. Und nun schickt er seinen talentiertesten Schützling ins Rennen, diesen Status zu beerben. Und das gelingt dem 26 Jahre jungen Kid Cudi hervorragend - denn mit seinem famosen Debüt "Man On The Moon: The End Of Days" liefert er ein Konzeptalbum in 5 Akten, auf dem der junge Mann sein Leben, seine Hoffnungen, Träume und Ängste perfekt unter Beihilfe von synthielastiger Produktion in Szene setzt - ganz im Sinne der aktuellen Trendbewegung, greift er hier tief in die Schätze der 80er und 90er, um seinen Songs mehr Tiefe und Eindringlichkeit zu verleihen. Ganz im Gegensatz zu den meisten Veröffentlichungen des Genres (aber wiederum in grandiosem Einklang mit Kanye West's letztem Meisterstreich "808's & Heartbreak") holt er sich dabei nicht eine unüberschaubare Masse von Gastvokalisten an Bord - die Anzahl der gesanglichen Mitstreiter hält er hier gering, und beschränkt sich lieber auf Kolaborationen die es verdammt nochmal in sich haben. So steht ihm auf dem melancholisch düsteren "My World" Billy Cravens mit einem gelungenen Refrain zur Seite, gemeinsam mit Kanye West und Common dreht sich in "Make Her Say" alles um ein geschicktes Sample aus der Akustik-Version von Lady Gaga's Hit "Pokerface", und gemeinsam mit dem Psychedelic-Pop-Duo MGMT und Rapper Ratatat wird "Pursuit Of Happiness" zum epochal getragenen Meisterstreich, inklusive 80s-Rockballaden-Gitarrensolo. Doch auch ohne Vokalgäste weiß der junge Mann mehr als zu überzeugen und zaubert dabei auch so mancherlei Überraschungen und Raffinessen aus dem Hut. Das reicht vom zurückgenommen nachdenklichen Opener "In My Dreams (Cudder Anthem)", dem famosen, um ein Sample von OMD's "Abc" gebauten Ohrwurm "Simple As...", dem minimalistischen, düsteren, von Orchester und einem Sample der Menehan Street Band begleiteten "Solo Dolo (Nightmare)", dem genialen Hit "Day'N'Nite (Nightmare)" (das im Original mehr Qualitäten aufweisen kann, als der in Europa populärere Crookers-Remix), dem einnehmend schwebenden "Heart Of A Lion (Kid Cudi Theme Music)", dem grandios eindringlichen und von Kanye West kongenial produzierten "Sky Might Fall", dem mitreißenden Floorfiller "Enter Galactic (Love Connection Part I)", bis hin zum von fantastischen Synthieflächen und tollem Beat begleiteten Ohrfänger "Cudi Zone". Was Scott Ramon Segure Mescudi alias Kid Cudi hier vollbracht hat, ist ein HipHop-Debüt der Extraklasse, indem er hier genau so klingt, wie es der zeitgenössische HipHop von Relevanz verlangt: eben nicht nach HipHop! Man sieht wie hervorragend der gelehrige Schüler Cudi vom Meister West gelernt hat und setzt, gepaart mit jugendlichem Sturm und Drang und einer scheinbar Grenzen sprengenden Kreativität, diese Lektionen meisterlich um, in einem Debüt das seinesgleichen sucht - und sogar in weiten Strecken das eh fantastische Debüt von Kanye West höchstpersönlich hinter sich lassen kann. Selten vermochte HipHop so zu begeistern und zu beflügeln - und ein jeder sollte sich ihm anschließen auf dieser aufregenden Reise zum Mond! Ein Meisterstreich - nicht weniger!


Samstag, 10. April 2010

Besprochen: FOUR TET - "THERE IS LOVE IN YOU"


Kieran Hebden schwebt mit Album No.5 auf kunstvoll gewobenen Klangteppichen langsam gen Club-Musik.

Der Londoner Musiker begann seine Karriere ursprünglich in der Post-Rock-Formation Fridge. Eigentlich nur um nebenbei Solomaterial zu veröffentlichen, nutzte Kieran Hebden das Pseudonym Four Tet - welches mittlerweile allerdings zum Zentrum seines kreativen Schaffens avancierte. Die Freiheiten nutzte der junge Mann um in allerlei Richtungen zu experimentieren. So vereinte er in seinen Aufnahmen Elektro, Techno, HipHop, Jazz und Folk mit Samples und eigenen Aufnahmen und schuf daraus stets ein höchst respektables Ganzes. 5 Jahre sind seit dem letzten Album ins Land gezogen, als nun endlich der 5. Longplayer "There Is Love In You" erscheint. Doch auch während dieser langen Platten-Pause war der Herr allerdings nicht untätig, so fertigte er zahlreiche Remixe für u.a. Bloc Party, Hot Chip, Radiohead, The Notwist, Sia. und viele andere. Doch nun hat das Warten ein Ende - und schon der Opener des famosen neuen Albums entschädigt für all die Wartezeit: das wunderbar schwebende und hypnotische "Angel Echoes", das mit smoothen Beats und gar engelsgleichen Vocal-Samples bezierzt. In "Love Cry" überträgt er einen chilligen Grundcharakter mit schmissigen (HipHop-)Beats und Lolita-artigen Vocal-Samples in einen clubtauglichen Kontext, mit Reminiszenz an die 90er Jahre. In "Circling" kreiert er aus hintergründig pochenden Beats, kreiselnden Akustik-Gitarren und traumtänzelnden, hypnotisierenden Synthesizern ein wunderbares Klangkunstwerk, den zum Club drängenden "Sing" versorgt er mit einem famos gebrochenen House-Swing der sitzt wie angegossen, und der unbetitelte Hidden-Track steht in komplettem Gegensatz zu all den sphärisch-elektronischen Klanglandschaften - und überrascht als handgemachter, komplett besungener Folk-Pop-Meisterstreich. Sein 5. Album ist wie ein einziger großer Spannungsbogen, der hypnotisch und mit einer uneingeschränkten Anziehungskraft beginnt, und überraschend und berauschend endet. Ein kleiner Schatz mit manchen Kostbarkeiten, die oft auch im Detail liegen und mühelos den Spagat ziwschen Chill-Out und Clubtauglichkeit schaffen.

* * * *1/2

Dienstag, 6. April 2010

Besprochen: GABRIELLA CILMI - "TEN"

"Sweet About Me" war gestern, heute ist sie "On A Mission": Gabriella Cilmi entdeckt auf ihrem 2. Album den Disco.

Vor 2 Jahren war man der jungen Dame aus Australien nicht unbedingt dankbar - einschlägige Radiostationen kleisterten die Playlists förmlich mit ihrem klebrigen Ohrwurm "Sweet About Me" zu, bis auch der letzte es nicht mehr ertragen konnte. Noch immer nicht ist das Radio-Echo ausgeklungen, legt Ms. Cilmi nun ihr 2. Album "Ten" vor. "Ten"? Wir erinnern uns, das Kylie Miongues letztes Album denselben Titel trug (nur mit der Schreibweise "X"), und ebenso wie auch Cilmi's neues Album den Disco glorifizierte - aber trotz der unglaublichen Möglichkeiten, die es in diesem Genre auszuloten gibt, ausschließlich an der Oberfläche kratzte. Es wirkt beinah wie ein Wink des Schicksals, das vorliegendes Album von Gabriella Cilmi an denselben Symptomen krankt. Dabei hat sie ein durchaus zuverlässiges Team von Hit-Machern um sich geschart, die bereits erfolgreich mit Madonna, Pet Shop Boys, Pink oder Britney Spears werkelten. Es gibt hier auch durchaus gelungenes Material, das einen zumindest kurzzeitig ein wenig in den Synapsen kitzelt. So hat die erste Single "On A Mission" mit seiner Kombination aus shiny Disco-Pop und Auszügen des 90er-Dancefloor große Hitchancen. "Hearts Don't Lie" kann durch seine charmanten 80s-Anleihen überzeugen und "Love Me Cos You Want To" hat das Zeug als nächste Single den Chartswettkampf zu bestreiten. Trotz seiner augenscheinlichen Einfachheit weiß aber auch "Invisible Girl" einen gewissen Charme zu entwickeln, der in Nuancen von Madonna's "Give It To Me" gelernt hat. Doch erwartungsgemäß überwiegt hier der Anteil von schwachen Leistungen. Songs wie "Superhot" und "Boys" klingen in etwa genauso wie sie heißen. "Defender" überschreitet dreist die noch so großzügigste Kitsch-Grenze und auf "Glue" läßt sie vor dem inneren Auge Anastacia auf Leona Lewis los, bis einem ganz schwindelig wird - aber nicht vor Glück. Die Bezeichnung Bubble-Gum-Pop passt hervorragend: Am Anfang süß, soft und unwiderstehlich, aber nach einer Weile wird es fad, zäh und ausgelutscht. Doch eines hat das Album dem Kaugummi voraus: Garantiert 0 Kalorien! Und das ist doch schon mal etwas....

* *1/2